Die Dojo Kun ist eine zentrale Komponente der Karate-Philosophie und wird oft als ethischer Kodex oder Regelwerk beschrieben, das die Praktizierenden leitet. Die Ursprünge und die Geschichte der Dojo Kun sind eng mit der Entwicklung von Karate selbst verknüpft und spiegeln die Werte und Prinzipien wider, die diese Kampfkunst durchdringen.
Ursprünge von Karate und Dojo Kun
Karate, wie es heute bekannt ist, entwickelte sich auf den Ryukyu-Inseln, insbesondere in Okinawa, aus einer Mischung lokaler Kampfstile und chinesischer Einflüsse. Im frühen 20. Jahrhundert wurde Karate in Japan populär, insbesondere durch die Bemühungen von Gichin Funakoshi, der als Begründer des modernen Karate gilt. Funakoshi legte großen Wert auf die geistige und moralische Entwicklung der Schüler und nicht nur auf die physischen Techniken.
Die Dojo Kun entstand aus diesem Bedürfnis heraus, den moralischen und ethischen Aspekt des Trainings zu betonen. Sie stellt eine Reihe von Prinzipien oder Regeln dar, die von den Schülern in ihrem täglichen Leben angewendet werden sollen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Dojos (Trainingshalle).
Bedeutung der Dojo Kun
Die Dojo Kun besteht typischerweise aus fünf bis zehn Regeln, die je nach Karate-Stil leicht variieren können. Eine weit verbreitete Version, die auf Funakoshi zurückgeht, enthält fünf zentrale Prinzipien:
- Es ist eine Pflicht, nach der Perfektion des Charakters zu streben.
一、人格完成に努むること
hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomuru koto - Beschütze den Weg der Wahrheit.
一、誠の道を守ること
hitotsu, makoto no michi o mamoru koto - Kultiviere die Mentalität des harten Arbeitens.
一、努力の精神を養うこと
hitotsu, doryoku no seishin o yashinau koto - Achte die Regeln der Etikette.
一、礼儀を重んずること
hitotsu, reigi o omonzuru koto - Hüte Dich vor ungestümem Übermut.
一、血気の勇を戒むること
hitotsu, kekki no yū o imashimuru koto
Diese Prinzipien sind nicht nur ethische Leitlinien, sondern sie formen auch die Einstellung und den Charakter der Karateka. Sie sollen helfen, die innere Stärke zu entwickeln und ein moralisch gefestigtes Leben zu führen.
Historische Entwicklung und Einfluss
Seit der Einführung von Karate in Japan und dessen weltweiter Verbreitung haben die Prinzipien der Dojo Kun Eingang in viele Karate-Stile gefunden. Verschiedene Meister und Schulen haben die Grundsätze angepasst und erweitert, um sie besser an ihre spezifischen Lehren und Philosophien anzupassen.
Ein bemerkenswerter Beitrag zur Popularisierung der Dojo Kun kam von Masatoshi Nakayama, einem Schüler Funakoshis und einflussreicher Lehrer im Shotokan-Karate. Nakayama half, die Dojo Kun in den Trainingsalltag zu integrieren und ihre Bedeutung hervorzuheben.
Anwendung der Dojo Kun heute
Heutzutage wird die Dojo Kun in Karate-Dojos auf der ganzen Welt rezitiert und gelehrt. Oftmals beginnen oder enden Trainingseinheiten mit der Rezitation der Dojo Kun, um die Schüler an die grundlegenden Prinzipien zu erinnern. Sie dient als ständige Erinnerung daran, dass Karate nicht nur eine körperliche, sondern auch eine geistige Disziplin ist.
Heute zum Beispiel in allen Karate Pässen der JKA Japan zu finden:
Fazit
Die Dojo Kun ist ein wesentlicher Bestandteil der Karate-Philosophie und verkörpert die ethischen und moralischen Grundsätze, die diese Kampfkunst durchdringen. Ihre Geschichte ist eng mit der Entwicklung des modernen Karate verbunden, insbesondere durch die Einflüsse von Gichin Funakoshi und seinen Nachfolgern. Durch die Dojo Kun wird den Karateka vermittelt, dass wahre Meisterschaft nicht nur durch physische Fähigkeiten, sondern auch durch Charakter und Geist erreicht wird.
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