Glocken auf den Stadtmauern

In Japan spielten große Glocken auf Stadtmauern eine wichtige Rolle bei der Feueralarmierung und der Kommunikation innerhalb der Städte. Diese Glocken, oft als „Bonshō“ oder „Ōgane“ bekannt, waren nicht nur religiöse Instrumente, sondern auch wesentliche Bestandteile des städtischen Lebens und der Sicherheit.

Historischer Hintergrund

Japanische Städte, insbesondere während der Edo-Zeit (1603-1868), waren dicht besiedelt und bestanden größtenteils aus Holzbauten. Diese Bauweise machte die Städte extrem anfällig für Brände. Um die Bevölkerung schnell und effektiv zu warnen, wurden große Glocken auf den Stadtmauern installiert. Diese Glocken wurden in regelmäßigen Abständen geläutet, um die Zeit anzuzeigen, und in Notfällen, wie bei Bränden, um Alarm zu schlagen¹.

Bau und Design

Die Glocken wurden aus Bronze gegossen und waren oft mit kunstvollen Mustern und Inschriften verziert. Sie hatten keinen inneren Klöppel, sondern wurden von außen mit einem hängenden Holzbalken, dem sogenannten „Shumoku“, angeschlagen. Diese Konstruktion ermöglichte es, einen durchdringenden Klang zu erzeugen, der über große Entfernungen hinweg hörbar war¹.

Funktion und Bedeutung

Die Hauptfunktion dieser Glocken war die Feueralarmierung. Wenn ein Feuer ausbrach, wurde die Glocke geläutet, um die Bewohner zu warnen und die Feuerwehrleute zu alarmieren. Die Anzahl und die Art der Glockenschläge konnten spezifische Informationen über den Ort und die Schwere des Feuers vermitteln. Dies half den Feuerwehrleuten, schnell und effizient zu reagieren¹.

Neben ihrer praktischen Funktion hatten die Glocken auch eine symbolische Bedeutung. Sie standen für Schutz und Sicherheit und waren ein Zeichen der Gemeinschaft und des Zusammenhalts. In vielen Fällen wurden die Glocken auch bei anderen wichtigen Ereignissen, wie Festen oder Zeremonien, geläutet¹.

Beispiele und Erhalt

Ein bekanntes Beispiel für eine solche Glocke ist die Glocke des Chion-in-Tempels in Kyoto, die an Silvester 108 Mal geläutet wird, um die 108 weltlichen Wünsche zu vertreiben. Obwohl diese Glocke hauptsächlich religiöse Bedeutung hat, zeigt sie die kulturelle und historische Bedeutung großer Glocken in Japan².

Viele dieser historischen Glocken sind heute noch erhalten und können in Tempeln und Museen besichtigt werden. Sie sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Japans und erinnern an die Zeiten, als sie eine lebenswichtige Rolle im städtischen Alltag spielten¹.

Die großen Glocken auf den Stadtmauern Japans waren mehr als nur einfache Alarminstrumente. Sie waren ein integraler Bestandteil des städtischen Lebens und der Sicherheit, ein Symbol für Gemeinschaft und Schutz. Ihre Geschichte und Bedeutung sind tief in der japanischen Kultur verwurzelt und bieten einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit des Landes. Ein Besuch bei einer dieser historischen Glocken bietet eine einzigartige Gelegenheit, die reiche Geschichte und Kultur Japans zu erleben und zu verstehen.



Quelle:
(1) Bonshō – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Bonsh%C5%8D.
(2) Warum läutet die große Glocke im Chion-in Tempel 108 Mal an Silvester?. https://www.kyoto-ryokan-sakura.com/archives/posts_de/371.
(3) Furin – Die japanischen Windglocken – Suki Desu. https://skdesu.com/de/furin-the-wind-glocken-japan/.

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